carpe diem

Du kannst dein Leben nicht verlängern, nicht verbreitern, nur vertiefen. – Gorch Fock


CARPE DIEM – genieße den Tag ODER nutze den Tag

Immer wieder taucht die Frage auf, was es damit auf sich hat und welche Übersetzung die Richtige sei. Wörtlich heißt carpe diem „Pflücke den Tag“. Der Ausspruch stamm von einem Gedicht des Römers Horaz.

Die viel verbreitetere Übersetzung „Nutze den Tag“ ist mir in gewisser Weise etwas einseitig. Sie spiegelt zu gut die Nüchternheit und intellektuelle Fokusiertheit unserer Zeit wieder. Auch wenn die Intention an sich stimmt und ich dieser nur zustimmen kann, gefällt mir die Übersetzung „genieße den Tag“ besser.

Sie darf jedoch auch nicht auf andere Weise einseitig verstanden werden. Genießen wird hier in einer sehr umfassenden Weise verwand. Ähnlich wie Reinhard Mey von seinem Apfelbäumchen singt, kommt hier zum Ausdruck möglichst jeden Tag seines Lebens sinnvoll zu gestalten. Die Sinnhaftigkeit orientiert sich dabei am Sinn des Lebens selbst. Was dahinter steckt, ist eine andere Frage. Jedoch ist klar, das Ganze Leben zählt dazu.


Nicht vorwitzig geforscht, gegen Verbot, was, o Leukonoe,
Mir zum Lose, was dir, Götter bestimmt; noch babylonische
Wunderzahlen versucht! Besser fürwahr dulden wir, was auch kommt;
Ob mehr Winter annoch, oder ob Zeus diesen zuletzt beschied,
Der nun gegen des Strands Felsengeklüft dort das Tyrrhenermeer
Abarbeitet. Sei klug! Wein uns geklärt und in den engen Raum
Lange Hoffnung beschränkt! Mitten im Wort flieht uns die neidische
Jugend! Nütze den Tag, nicht um ein Haar trauend dem folgenden!

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